Weitergestalten, was über Jahrzehnte gewachsen ist

 

Mit frischem Wind in Richtung Zukunft

Meltem Geschäftsführerin Vanessa Reynartz zum 45-jährigen Firmenjubiläum im Interview mit dem Heizungs-Journal Verlag

Sowohl Lüftungstechniker und Frischluftgenießer als auch begeisterte Segler wissen eine schöne gesunde Brise zu schätzen – nicht umsonst verweist der Firmenname „Meltem“ auf den griechischen Schönwetterwind „Meltemi“ und trägt damit zugleich der Segel-Leidenschaft des Firmengründers Knut Reynartz Rechnung. Gemeinsam mit seiner Frau Anneliese gründete er 1980 die Meltem Lüftungsgeräte GmbH in Gilching, sechs Jahre später wurde die Produktion nach Alling verlegt und 1987 folgte Sohn Armin Reynartz in die Geschäftsführung. 2002 konnte das Familienunternehmen um die Meltem Wärmerückgewinnung GmbH & Co. KG erweitert werden – zwei Firmen, die zum Jubiläumsjahr 2025 in der Meltem GmbH zusammengeführt wurden. Heute gilt Meltem als einer der führenden Hersteller für Lüftungsgeräte in Europa und bietet Lüftungslösungen für Wohnungen, Hotels, Wohnheime und öffentliche Gebäude. Ende 2021 trat mit Vanessa Reynartz die dritte Generation in das Familienunternehmen ein und hat nun in diesem Jahr die alleinige Geschäftsführung übernommen. Im Interview lüftet sie das ein oder andere Erfolgsgeheimnis ...

1. Beginnen wir nicht mit dem geschäftlichen Part, sondern mit der Work-Life-Balance einer jungen Geschäftsführerin: Frau Reynartz, bleibt Ihnen im Moment noch „Luft“ zum Segeln? Oder haben Sie persönlich ganz andere Hobbies? 

Ja, auf jeden Fall. Ab und an genehmige ich mir eine Pause zum Durchatmen, auch wenn es nur kurz ist. Wie schon mein Großvater verspüre ich hin und wieder Fernweh. Allerdings zieht es mich, anders als ihn, nicht aufs Segelboot, sondern eher in neue Länder, Städte und mir noch unbekannte Orte. Jedes Land hat seine ganz eigene Stimmung, und sich auch nur für kurze Zeit als Teil davon zu erleben, erweitert den eigenen Horizont. Das hilft mir, im Alltag nicht alles nur durch die eigenen Scheuklappen zu sehen und offen für neue Perspektiven zu bleiben.

2. War bei Ihnen von Anfang „gesetzt“, dass Sie ins elterliche Unternehmen einsteigen würden oder hatten Sie auch mal darüber nachgedacht, ganz andere Wege einzuschlagen? Wissen Sie noch, was Sie als kleines Mädchen werden wollten? Erzählen Sie doch mal über ihren bisherigen Werdegang.

Der Wunsch meiner Familie war, spätestens seitdem ich einen geraden Satz sprechen konnte, klar: Irgendwann sollte auch ich Teil von Meltem werden. Schon am Esstisch war das oft Thema. Es war also immer präsent. Aber wie das halt so ist: Wenn man etwas „soll“, will man meistens erstmal genau das Gegenteil. So war das auch bei mir.

Nach dem Abitur habe ich erst einmal eine Ausbildung zur Immobilienkauffrau bei einem mittelgroßen Makler in München begonnen. Ich mochte es, mich in neue Themen einzuarbeiten, Verantwortung zu übernehmen und auch als Ansprechpartnerin gefragt zu sein. Trotzdem zog es mich nach der Ausbildung wieder auf die Schulbank und ich begann mein BWL-Studium. Nach dem dritten Semester kam dann allerdings eine sehr einschneidende Wendung: Mein Vater, bis dahin alleiniger Geschäftsführer beider Firmen, erhielt eine schwerwiegende gesundheitliche Diagnose. In solchen Momenten rückt die Frage der Nachfolge schneller in den Vordergrund, als einem lieb ist. Mein Vater bat mich damals, zumindest erstmal formell als Mitgeschäftsführerin einzusteigen, einfach, um für den Ernstfall vorbereitet zu sein. Und in solchen Zeiten hält man zusammen.

So saßen wir Ende 2021 beim Notar. Ich wurde geschäftsführende Gesellschafterin der Meltem Wärmerückgewinnung GmbH & Co. KG und Geschäftsführerin der Meltem Lüftungsgeräte GmbH & Co. KG. Ein großer Schritt und ehrlich gesagt fühlte sich das anfangs auch merkwürdig an: viel Verantwortung von heute auf morgen, ohne wirklich im Tagesgeschäft dabei zu sein. Aber so entwickelte sich eins zum anderen: Ich legte das Studium vorerst auf Eis und stieg voll in unser Familienunternehmen ein. Die Kolleginnen und Kollegen haben mich herzlich empfangen. Viele kennen mich seit meiner Kindheit und haben mich tatkräftig bei meinem Einstieg unterstützt. Dafür bin ich sehr dankbar. Inzwischen sind wir als Team gut eingespielt, und ich habe mein Studium nebenbei wiederaufgenommen.

Mein Weg war also alles andere als geradlinig. Vieles kam spontan und ungeplant, aber rückblickend hat sich alles genau richtig gefügt. Das Wichtigste ist, dass es meinem Vater heute zum Glück wieder gut geht. Nach wie vor steht er mir als Berater zur Seite und ich kann mich jederzeit an ihn wenden. Heute bin ich stolz darauf, unser Familienunternehmen in die Zukunft führen zu dürfen mit einem großartigen Team, fairen Werten und dem klaren Ziel, Meltem nachhaltig weiterzuentwickeln.

3. Was sind Ihrer Erfahrung nach die besonderen Herausforderungen, wenn man Geschäftsführerin in einem Familienunternehmen wird, in das man hineingewachsen ist? Wiegt die Verantwortung dann irgendwie schwerer? 

Definitiv. Die Verantwortung ist nicht nur fachlich oder wirtschaftlich. Sie hat auch eine emotionale Ebene. Es geht ja nicht nur um das Unternehmen an sich, sondern auch um die Lebensleistung der eigenen Familie. Zwei Generationen vor mir haben Meltem mit viel Herzblut aufgebaut, und ich bin jetzt die Dritte im Bunde. Da fühlt man sich schon besonders verpflichtet, das weiterzuführen und weiterzuentwickeln.

Das Vertrauen meines Vaters war dabei von Anfang an ein riesiger Rückhalt. Er hat mir sehr viel zugetraut, mir Raum gegeben, eigene Entscheidungen zu treffen und dafür bin ich unglaublich dankbar. Denn das Vertrauen in beide Richtungen braucht es. Gleichzeitig ist die Beziehung zum Team eine ganz besondere. Viele unserer Mitarbeitenden sind schon länger bei Meltem, als ich überhaupt auf der Welt bin. Da begegnet man sich natürlich mit großem Respekt. Aber man spürt auch, wie sehr Meltem allen am Herzen liegt und das verbindet.

Eine Herausforderung ist es manchmal, Entscheidungen zu treffen, von denen man weiß, dass sie vielleicht nicht sofort auf Begeisterung stoßen. Gerade wenn man das Team so gut kennt und schätzt, ist es verlockend, sich von der Akzeptanz leiten zu lassen. Aber letztlich ist es wichtig, den Mut zu haben, auch mal unpopuläre, aber zukunftsorientierte Entscheidungen zu treffen. Für mich ist es ein ständiges Austarieren zwischen Bewährtem und Neuem, zwischen Erfahrung und frischem Wind. Aber genau das macht die Arbeit in einem Familienunternehmen auch so besonders: Man trägt nicht nur Verantwortung, man gestaltet etwas weiter, das über Generationen gewachsen ist.

4. Sie haben sich in den letzten Jahren die Geschäftsführung zunächst mit ihrem Vater Armin Reynartz geteilt. Wie arbeitet es sich in einer solchen Konstellation zusammen? Gab es auch mal „Sturmwarnungen“ oder waren sie sich im Großen und Ganzen meistens einig?

Ganz ehrlich: Natürlich waren wir nicht immer einer Meinung, das wäre auch seltsam. Aber es gab nie Streit oder unüberbrückbare Differenzen. Im Gegenteil: Mein Vater hat mir von Anfang an viel Vertrauen geschenkt und mir auch die Freiheit gegeben, eigene Entscheidungen zu treffen. Er hat sich bewusst Stück für Stück zurückgezogen und mir den Raum gelassen, in meine Rolle hineinzuwachsen. Das hat mir sehr geholfen, meinen eigenen Führungsstil zu entwickeln. Ich habe schnell gelernt, mich eng mit unserem Team abzustimmen, mir Rückhalt zu holen, aber auch eigenständig zu agieren und nicht bei jeder Entscheidung auf meinen Vater angewiesen zu sein.

Das Schöne war, dass ich Meltem durch meine eigene Brille kennenlernen durfte und nicht durch eine vorgefertigte Sichtweise, die mir übergestülpt wurde. Diese Offenheit und dieses Vertrauen von ihm waren für mich Gold wert. Am Ende war es eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, auch wenn wir natürlich aus zwei Generationen kommen. Es war nicht immer harmonisch im Detail, aber im Großen und Ganzen hat es einfach gut funktioniert.

5. Was fasziniert Sie am Thema Luft und Lüftungstechnik besonders? Wie würden Sie einen Azubi im SHK-Fachhandwerk für das Thema begeistern?

Um ehrlich zu sein kam meine Begeisterung für das Thema Lüftung nicht über Nacht, sondern ist mit meinem Einstieg bei Meltem nach und nach gewachsen. Früher war Lüftung für mich einfach ein technisches Gerät, das man vielleicht irgendwo braucht, oder eben auch nicht. Aber je mehr ich mich damit beschäftigt habe, desto klarer wurde: An Lüftung führt heute eigentlich kein Weg mehr vorbei, wenn man gesund, energieeffizient und nachhaltig wohnen will. Und das ist der Punkt, an dem es wirklich spannend wird. 

Denn moderne Lüftungsgeräte leisten unglaublich viel: Sie sorgen für frische, gefilterte Luft frei von Schadstoffen, Allergenen oder Viren. Sie helfen, Schimmelbildung zu vermeiden. Und sie machen all das, ohne dabei kostbare Wärme zu verschwenden. Kurz gesagt: Sie schaffen ein gesundes Raumklima und sparen gleichzeitig Energie. Gerade in Zeiten, in denen wir über Klimaschutz, Energieeffizienz und bezahlbares Wohnen sprechen, ist das ein riesiger Hebel. Die Lüftungstechnik ist eine Zukunftsbranche. Sie wird nur oft unterschätzt, weil sie im Alltag so unauffällig funktioniert. Aber genau das ist ja das Geniale daran.

Und was ich einem Azubi sagen würde? Wenn du etwas machen willst, das wirklich Sinn ergibt - für Menschen, für Gebäude und fürs Klima - dann bist du in der Branche genau richtig. Lüftungstechnik ist alles andere als langweilig. Sie verbindet Handwerk, Technik und echten Nutzen. Und das macht den Job nicht nur spannend, sondern auch wichtig.

6. Wie schafft man es, ein Familienunternehmen über drei Generationen hinweg erfolgreich durch die „Gezeiten“ zu navigieren? Gibt es ein besonderes Familien-Erfolgsrezept, das man an dieser Stelle lüften könnte oder was zeichnet ihr Team aus?

Ich glaube, ein Schlüssel ist es, in jeder Unternehmensphase den passenden Kopf an der Spitze zu haben, also jemanden, dessen Stärken genau zu den Anforderungen der jeweiligen Zeit passen. Bei uns war das wie ein glückliches Zusammenspiel: Mein Großvater hatte den Mut, überhaupt den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen und Meltem zu gründen, mit viel Unternehmergeist und Pionierdenken. Mein Vater war der Macher mit Hands-on-Mentalität, enormer Kreativität und einem starken technischen Verständnis. Unter seiner Führung entstanden marktführende Produkte in der dezentralen Lüftungsbranche. Und meine Rolle ist jetzt eine andere. Ich kümmere mich darum, das Geschaffene zu bewahren, zu strukturieren und das Unternehmen nachhaltig in die Zukunft zu führen mit modernen Ansätzen, neuen Ideen und einem starken Team im Rücken.

Vielleicht ist das unser kleines Erfolgsrezept: Dass wir als Familie nie versucht haben, exakt in die Fußstapfen des anderen zu treten, sondern unsere eigenen Stärken eingebracht haben, zur richtigen Zeit, mit einem gemeinsamen Ziel. Und natürlich spielt auch das Team eine riesige Rolle: Viele Kolleginnen und Kollegen sind schon seit Jahrzehnten dabei, mit Herzblut und Fachwissen. Ohne sie würde Meltem nicht das sein, was es heute ist.

7. Was würden Sie Familienbetrieben mit auf den Weg geben, wenn es um die Firmennachfolge geht? Was tun, wenn niemand aus der Familie bereitsteht? 

Eine Unternehmensnachfolge in der Familie ist ein großes Geschenk, aber auch eine große Verantwortung. Sie bringt viele Chancen mit sich, aber auch Verzicht. Das sollte allen Beteiligten bewusst sein und auch offen angesprochen werden. Ich finde aus Respekt vor dem, was vorher aufgebaut wurde, sollte man als potenzielle Nachfolgerin oder Nachfolger zumindest einmal hineinschnuppern. Manchmal entdeckt man erst auf den zweiten Blick, wie spannend und erfüllend diese Aufgabe sein kann. Und im besten Fall entwickelt sich daraus echte Begeisterung.

Aber wenn niemand aus der Familie bereit oder geeignet ist, sollte man den Blick auch nach innen richten. Vielleicht gibt es Mitarbeitende, die das Unternehmen genauso mittragen wie die Familie. Menschen, die fachlich stark sind, das Unternehmen kennen und die vielleicht im Team Verantwortung übernehmen möchten. Gerade in Familienunternehmen mit hoher Unternehmensidentifikation schlummert oft mehr Potenzial, als man auf den ersten Blick sieht. Am Ende zählt nicht, wer das Unternehmen weiterführt, sondern wie. Ob familiär oder nicht, wichtig ist, dass es jemand tut, der es wirklich will und kann.

8. Und abschließend noch ganz konkret auf Ihr Unternehmen bezogen: Wohin segelt Meltem in den nächsten 45 Jahren? Welche Pläne und Ziele haben Sie?

Unser Kurs ist klar: Wir möchten auch in Zukunft für das stehen, was Meltem seit jeher ausmacht. Qualität, Zuverlässigkeit und echte Kundennähe. Wir entwickeln mit viel Herzblut Lösungen, die nicht nur technisch überzeugen, sondern den Alltag unserer Kundinnen und Kunden wirklich verbessern. Und das wollen wir weiterhin als unabhängiges Familienunternehmen tun.

Natürlich haben wir viele konkrete Pläne: in der Produktentwicklung, im Bereich Digitalisierung, bei der Mitarbeiterbindung und -gewinnung, beim Thema Nachhaltigkeit. Aber unser wichtigstes Ziel ist und bleibt: ein starkes, menschliches Unternehmen zu sein, verlässlich für unsere Kunden, attraktiv für unsere Mitarbeitenden und bereit für die nächsten Jahrzehnte Meltem.

 

Weitere interessante Berichte zu SHK-Basic-Themen für Azubis und Aktive im SHK-Fachhandwerk finden sich im @work- Magazin und unter www.shk-at-work.de.

 

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Wichtige Hinweise

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir machen auch in diesem Jahr Betriebsferien und schließen unsere Firma zwischen den Jahren. Unsere Betriebsruhe ist vom 22.12.2025 bis einschließlich 06.01.2026.
Bitte beachten Sie außerdem, dass aufgrund unserer Inventur der letzte Versandtag in diesem Kalenderjahr der 16.12. ist. Um eine Lieferung Ihrer bestellten Geräte bis dahin zu ermöglichen, bitten wir um Ihren Bestelleingang bis spätestens 08.12.2025.
Lagerware kann noch bis zum 12.12.2025 für eine Auslieferung in 2025 bestellt werden.

Eine diesjährige Auslieferung sowohl von Geräten, als auch von Lagerware ist jedoch stets von der Verfügbarkeit der Artikel abhängig.
Sollten Sie hierzu Fragen haben, stehen wir Ihnen selbstverständlich gerne zur Verfügung!